05.09.2020
Seit 1. Januar 2020 ist Roland Thomann unser Direktor. Das Amt übernahm er von seinem Vorgänger Tony Burgener. Viel Zeit für die Einarbeitung blieb ihm nicht, denn bereits im Februar stellte der Coronavirus auch unsere Arbeit ziemlich auf den Kopf.
Die letzten 8 Monate haben mir Demut gelehrt, waren sehr herausfordernd aber gleichermassen lehrreich.
Sich als Organisation innerhalb ein paar Tagen neu zu erfinden: Es gab keine Prozesse und Strukturen, an die wir uns hätten anlehnen können, um den sozialen Folgen der Coronavirus-Pandemie in der Schweiz zu begegnen. Also mussten wir uns in kürzester Zeit Rahmenbedingungen schaffen, um operativ zu sein, was nur dank einem eingespielten Team und engagierten Partnern möglich war.
Die Glückskette hat ein unheimlich grosses Potenzial, der Schweiz ein humanes Gesicht zu verleihen und ein solidarisches Ventil für die Schweizer Bevölkerung zu sein. Das hat sich mit aller Kraft bestätigt – kann aber in der Zukunft noch weiter genutzt werden.
Dass die Glückskette über alle Landesteile und alle Lebenseinstellungen sowie Herkunft hinweg Menschen jeden Alters zu einer solidarischen Kraft für Menschen in Not vereinen kann, die weltweit seinesgleichen sucht.
Zum Glück kenne ich die Realität im Feld bis zu einem gewissen Grad von meinen Einsätzen bei Ärzte ohne Grenzen – auch wenn sie schon 10 Jahre zurück liegen. Zudem haben alle Mitarbeitenden und die Partner der Glückskette mitgeholfen, damit ich möglichst schnell auf Zack bin. Die Coronavirus-Pandemie war auch ein Katalysator für mich: Die Lernkurve wurde noch einiges steiler und der Einstieg um einiges rasanter als gedacht.
Ja, diese These hat sich erhärtet: Wir müssen den Wandel sogar noch rascher hinkriegen, um die besten Talente für die Glückskette zu gewinnen, damit wir für Spenderinnen und Spender relevant bleiben und Menschen in Not die dringend benötigte Unterstützung zukommen lassen können, die sie tatsächlich brauchen.
Die Coronavirus-Pandemie und die Schutzmassnahmen, die weltweit vielerorts getroffen wurden, wirkten wie ein Katalysator. Lokalisierungsmassnahmen waren plötzlich nicht mehr nur ein nice-to-have sondern Grundvoraussetzung, um in humanitären Kontexten noch Hilfe leisten zu können. Versierter Einsatz von digitalen Tools sowie agile Mentalität waren notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzungen, um überhaupt funktionstüchtig zu bleiben. Entscheidender Erfolgsfaktor war die hohe Bereitschaft und das grosse Engagement, dass das gesamte Glücksketten-Team, die Partner der Glückskette, unzählige Freiwillige sowie die ganze Schweiz an den Tag gelegt haben: Fortschritt wird meiner Meinung nach immer von Menschen gemacht.
Wir dürfen die Coronavirus-Pandemie und ihre Auswirkungen in der Schweiz nicht auf die leichte Schulter nehmen, weder gesundheitlich, wirtschaftlich noch sozial. Darüber hinaus möchte ich mich mit dem Glückskette-Team dafür einsetzen, dass die Solidarität nicht an den Schweizer Grenzen Halt macht: Nur eine gemeinsame, globale Antwort auf die Pandemie kann uns wieder in eine neue Normalität führen, in der wir die Schönheit der Welt geniessen können. Privat möchte ich meine Familie und Freunde noch mehr wertschätzen als ich dies zuvor schon getan habe.